Der schnelle Online Usability Test – Vorteile und Gefahren

Der erste Stammtisch dieses Jahres widmete sich einem brandaktuellen Thema: dem Online-Usability-Test. Bei dieser Art der Usability-Evaluation werden die Testteilnehmer über ein Online-Panel rekrutiert. Sie führen die Usability-Tests eigenständig von zu Hause aus durch und zeichnen sich dabei mit Hilfe von Screenrecording und Mikrofon selbst auf. Der Käufer der Testvideos muss die Aufgaben für die Tests also schon im Vorfeld schriftlich formulieren, weil die Tests unmoderiert durchgeführt werden. Auch die Auswertung der Videos übernimmt der Käufer selbst.

Die Vorteile scheinen im ersten Moment auf der Hand zu liegen: Die Anbieter versprechen ihren Kunden u.a. schnelle Testergebnisse (teilweise innerhalb von 24 Stunden nach Testdurchführung), Video- und Tonaufnahmen sämtlicher Tests sowie als Resultat Umsatzsteigerungen und höhere Conversion-Rates. Zudem ist diese Art der Testdurchführung scheinbar unschlagbar günstig – manche Tests sind schon für rund 40 Euro pro Teilnehmer zu haben.

In ihrem Impulsvortrag berichtete Anita Stein von usability.de über die Vor- und Nachteile dieser Art des Usability-Testings und untermauerte diese mit illustrativen Beispielvideos und eigenen Erfahrungen, die sie beim Testen der verschiedenen Online Testing Tools gesammelt hatte.
In kleiner Runde diskutierten alteingesessene Stammtischbesucher sowie neue Teilnehmer lebhaft über die eigenen Erfahrungen mit bzw. Meinungen über diese relativ neue Methode des Testings. Es wurde schnell klar, dass Online Tests nur einen kleinen Teil des klassischen Usability-Test im Lab abbilden – nämlich die Rekrutierung der Probanden, sowie Durchführung und Aufzeichnung der Tests.

Man muss sehr viel Zeit und Arbeit investieren und über das entsprechende Experten-Wissen verfügen, um die Aufgaben für die Usability-Tests richtig zu stellen und die Testergebnisse sinnvoll auswerten zu können. Auch die auf den ersten Blick scheinbar unkomplizierte und günstige Art der Teilnehmer-Rekrutierung ist nur mit Vorsicht zu genießen, da die Rekrutierungskriterien sehr allgemein gehalten sind. Viele Zielgruppen können gar nicht erreicht werden, dafür scheint die Zielgruppe „technikbegeisterter Power-User“ und „selbsterklärter Experte“ überproportional vertreten.

Mit diesem einhelligen Fazit ließen wir den Stammtisch wie gewohnt gemütlich ausklingen.

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